Nachtschreck bei Kindern verstehen und richtig reagieren
Mitten in der Nacht schreckt Ihr Kind plötzlich auf, sitzt schreiend im Bett und reagiert nicht auf Ihre Worte. Erst nach ein paar Minuten beruhigt es sich wieder. Solche Situationen können Eltern verständlicherweise erschrecken und verunsichern. Dabei handelt es sich möglicherweise um einen Nachtschreck. Dieses Phänomen sieht zwar beunruhigend aus, ist aber meist harmlos und verschwindet mit der Zeit von selbst.
In diesem Beitrag erklären wir, was ein Nachtschreck ist, wie er sich von Albträumen unterscheidet und wie Sie Ihr Kind in solchen Momenten unterstützen können.
Was ist ein Nachtschreck?
Ein Nachtschreck (Pavor nocturnus) ist eine Schlafstörung, die vor allem bei Kindern im Alter von zwei bis sechs Jahren vorkommt. In seltenen Fällen sind auch ältere Kinder betroffen. Meist tritt der Nachtschreck in der ersten Nachthälfte auf, wenige Stunden nach dem Einschlafen. Der Nachtschreck betrifft dabei die Tiefschlafphase.
Das Kind wirkt während des Nachtschrecks, als wäre es wach. Es setzt sich auf, schreit oder weint, kann um sich schlagen und zeigt panisches Verhalten. Auf Ansprechen oder Berührungen reagiert es jedoch nicht, weil es weiterhin tief schläft. Nach ein paar Minuten beruhigt sich das Kind von selbst und schläft weiter. Am nächsten Morgen erinnert es sich an nichts.
Nachtschreck: Typische Anzeichen
➡️ Plötzliches Schreien und Weinen: Das Kind schreit plötzlich laut und panisch, ohne erkennbaren Grund.
➡️ Fehlende Ansprechbarkeit: Es reagiert nicht auf Beruhigungsversuche oder wenn Sie es ansprechen.
➡️ Körperliche Reaktionen: Herzrasen, starkes Schwitzen oder schnelle Atmung können auftreten.
➡️ Unkontrollierte Bewegungen: Das Kind kann sich heftig bewegen, wild um sich schlagen oder sich im Bett hin- und her werfen.
➡️ Dauer: Ein Nachtschreck dauert meist nur wenige Minuten, in seltenen Fällen bis zu 30 Minuten.
➡️ Keine Erinnerung: Am nächsten Morgen erinnert sich das Kind nicht daran.
Was sind die Ursachen für einen Nachtschreck?
Die genauen Ursachen für einen Nachtschreck sind noch nicht ganz geklärt. Es gibt jedoch einige bekannte Auslöser. Eine wichtige Rolle spielt das noch nicht vollständig ausgereifte Nervensystem kleiner Kinder. Dieses hat oft Schwierigkeiten, die Übergänge zwischen den Schlafphasen reibungslos zu steuern. Besonders in der Tiefschlafphase kann es dadurch zu einem Nachtschreck kommen.
Stress und Übermüdung sind ebenfalls häufige Auslöser. Ein hektischer Alltag, emotionale Belastungen, zu viel Bildschirmzeit und zu wenig Schlaf können das Risiko erhöhen. Auch genetische Veranlagungen spielen eine Rolle: Wenn Eltern als Kinder selbst zu Nachtschreck oder Schlafwandeln geneigt haben, tritt das Phänomen bei ihren Kindern häufiger auf.
Wenn Kinder krank sind, kann das einen Nachtschreck begünstigen. Der Körper ist in dieser Zeit stark gefordert – und das kann den ohnehin empfindlichen Schlafrhythmus stören.
Nachtschreck oder Albtraum: Was ist der Unterschied?
Oft wissen Eltern nicht, ob ihr Kind einen Albtraum hat oder einen Nachtschreck erlebt. Beide Situationen sehen ähnlich aus, unterscheiden sich jedoch in einigen Punkten.
Ein Albtraum tritt in der REM-Schlafphase auf. Das Kind wacht weinend oder ängstlich auf, ist ansprechbar und kann sich an den Traum erinnern. Ein Nachtschreck hingegen ereignet sich in der Tiefschlafphase. Dabei schläft das Kind eigentlich weiter – auch wenn es oft ganz anders aussieht: Die Augen können geöffnet sein, es kann sich aufsetzen oder sogar herumlaufen. Für Außenstehende wirkt das Kind oft wach, doch es ist nicht ansprechbar und erinnert sich später nicht an das Erlebnis.
Um den Unterschied besser zu erkennen, kann es helfen, den Schlaf des Kindes zu beobachten. Notieren Sie, wann es einschläft, wie lange es schläft und wann die Vorfälle auftreten. Diese Informationen können nicht nur für Sie hilfreich sein, sondern auch, falls Sie ärztlichen Rat einholen möchten.
Nachtschreck: Wann sollte man zum Kinderarzt?
In den meisten Fällen ist ein Nachtschreck harmlos und verschwindet mit zunehmendem Alter von selbst. Dennoch gibt es Situationen, in denen es sinnvoll sein kann, sich ärztlichen Rat einzuholen.
Wenn die Nachtschrecke sehr häufig auftreten oder das Kind dabei ungewöhnlich lange Panikreaktionen zeigt, sollte das genauer untersucht werden. Auch wenn das Verhalten mit weiteren Symptomen wie Atemaussetzern, auffälligen Bewegungen oder Tagesschläfrigkeit einhergeht, kann eine medizinische Abklärung sinnvoll sein.
Was können Eltern bei Nachtschreck tun?
Ein Nachtschreck kann erschreckend wirken, aber mit den richtigen Maßnahmen können Eltern ruhig bleiben und ihrem Kind helfen.
1. Ruhe bewahren
Das Wichtigste in dieser Situation ist: bleiben Sie ruhig. Ihr Kind schläft tief und wird nicht bewusst wahrnehmen, was um es herum passiert. Häufig erkennen Kinder während eines Nachtschrecks ihre Eltern nicht einmal – das ist für viele Mütter und Väter besonders erschreckend. Bleiben Sie im Raum, um sicherzustellen, dass sich Ihr Kind nicht verletzt.
2. Nicht wecken
Auch wenn Sie das Bedürfnis haben, Ihrem Kind „zu helfen“, indem Sie es wecken – lassen Sie es schlafen. Das plötzliche Aufwecken kann verwirrend sein und den Nachtschreck sogar verlängern. Beobachten Sie Ihr Kind stattdessen und lassen Sie es in seinem eigenen Tempo wieder zur Ruhe kommen.
3. Sicherheitsvorkehrungen treffen
Wenn der Nachtschreck häufiger vorkommt, ist es wichtig, die Schlafumgebung Ihres Kindes sicher zu gestalten. Kinder können sich während eines Nachtschrecks stark bewegen oder sogar aus dem Bett steigen. Entfernen Sie Gegenstände wie Spielzeug mit harten Kanten oder Nachttischlampen in der Nähe des Bettes. Kabel oder Steckdosenleisten sollten ebenfalls außer Reichweite sein. Ein Schutzgitter kann Stürze verhindern und eine weicher Teppich oder eine Matte neben dem Bett bieten zusätzlichen Schutz.
4. Regelmäßige Schlafenszeiten einhalten
Ein geregelter Schlaf-Wach-Rhythmus kann einem Nachtschreck vorbeugen. Achten Sie darauf, dass Ihr Kind genug Schlaf bekommt und möglichst jeden Tag zur gleichen Zeit ins Bett geht. Ein ruhiger Tagesablauf ohne Stress kann zusätzlich dabei helfen, die Schlafqualität zu verbessern.
5. Den Tag ruhig ausklingen lassen
Vielleicht haben Sie schon gemerkt, dass Ihr Kind besser schläft, wenn die Abende entspannt sind. Dimmen Sie das Licht, lesen Sie ihm eine Geschichte vor, hören Sie zusammen leise Musik, machen Sie ein kleines Entspannungsspiel oder nutzen Sie Entspannungsmassagen. Hektik und Bildschirmzeit sollten mindestens eine Stunde vor dem Schlafengehen vermieden werden, damit Ihr Kind leichter abschalten kann.
6. Schlafumgebung im Kinderzimmer gestalten
Eine bequeme, hochwertige Matratze und atmungsaktive Bettwäsche können den Schlafkomfort Ihres Kindes erheblich verbessern. Achten Sie darauf, dass die Matratze das Gewicht und die Haltung Ihres Kindes optimal unterstützt. Bettwäsche aus natürlichen Materialien wie Baumwolle sorgt dafür, dass das Kind nicht schwitzt. Das ist wichtig, weil Schwitzen den Schlaf stören kann und das Kind unruhig macht. Achten Sie auch darauf, dass nicht zu viele Kissen oder Decken im Bett sind, die den Schlaf stören könnten.
Nachtschreck bei Kindern: Begleiten und verstehen
Ein Nachtschreck kann Eltern verständlicherweise erschrecken und verunsichern, doch zum Glück ist er in den meisten Fällen harmlos. Dieses Phänomen tritt vor allem im frühen Kindesalter auf, ist für das Kind selbst jedoch nicht bedrohlich. Wichtig ist, dass Sie ruhig bleiben und wissen, wie Sie Ihr Kind unterstützen können.
Mit einfachen Schritten wie einer sicheren Schlafumgebung, regelmäßigen Schlafenszeiten und entspannenden Abendritualen lässt sich das Risiko eines Nachtschrecks oft reduzieren. Falls die Vorfälle häufiger auftreten oder sehr intensiv sind, kann ein Gespräch mit dem Kinderarzt helfen.