Kann man Schlaf nachholen? 6 wirksame Tipps gegen Schlafmangel
Bekommen Sie unter der Woche auch regelmäßig zu wenig Schlaf? Weil einfach so viel los ist – Arbeit, Termine, vielleicht noch ein bisschen Netflix oder ein gutes Buch, das Sie nicht aus der Hand legen können? Der Plan ist dann oft, den Schlaf am Wochenende einfach nachzuholen. Aber geht diese Rechnung wirklich auf? Kann man Schlaf einfach nachholen? Oder bleibt das Defizit bestehen, egal wie lange wir am Samstag ausschlafen? Genau das klären wir in diesem Blog-Artikel.
Was sind die häufigsten Auslöser für zu wenig Schlaf?
Es gibt viele Gründe, warum wir zu spät ins Bett fallen – manche davon sind hausgemacht, andere lassen sich nur schwer vermeiden.
🥱 Lange Arbeitszeiten & Überstunden: Ein voller Terminkalender, wichtige Deadlines oder Schichtarbeit sorgen dafür, dass der Feierabend immer weiter nach hinten rückt – und damit auch die Bettzeit.
🥱 Freizeitstress: Der Tag ist vorbei, jetzt kommt endlich die „eigene“ Zeit: Freunde treffen, Sport machen oder eine Folge der Lieblingsserie schauen.
🥱 Gedankenkarussell: Stress, Sorgen oder To-do-Listen lassen uns nicht abschalten und verzögern das Einschlafen.
🥱 Ungünstige Schlafgewohnheiten: Zu spätes Essen, zu viel Koffein oder Blaulicht von Handy & Co. stören den Schlaf. Besonders das Blaulicht von Bildschirmen gaukelt dem Gehirn vor, dass es noch längst nicht Zeit fürs Bett ist.
🥱 Familienleben: Eltern kleiner Kinder wissen – Durchschlafen ist Luxus. Ob Babyschreien, Albträume oder ein Kind, das um 5 Uhr morgens putzmunter am Bett steht… an genug Schlaf ist da oft nicht zu denken.
🥱 Schichtarbeit & unregelmäßige Zeiten: Wer ständig zu anderen Zeiten schlafen muss, bringt seine innere Uhr völlig durcheinander.
Schlaf nachholen – geht das?
Nein. Ihr Körper kann zwar eine Nacht mit zu wenig Schlaf bis zu einem gewissen Grad ausgleichen, zum Beispiel, wenn Sie am nächsten Morgen länger schlafen oder einen Power-Nap einlegen. Diese Maßnahmen helfen aber nur, um kurzfristige Defizite abzufedern.
Wer über Wochen oder Monate seine Schlafdauer zurückschraubt und zu wenig schläft, kann das nicht ausbalancieren. Dauerhafter Schlafmangel hat Konsequenzen für die Gesundheit – und diese gehen über bloße Müdigkeit hinaus.
Die Folgen von Schlafmangel:
❌ Konzentrations- und Gedächtnisprobleme: Ihr Gehirn braucht Schlaf, um zum Beispiel Erinnerungen abzuspeichern. Mit einem Schlafdefizit sind Konzentration, Denkvermögen und Merkfähigkeit so zuverlässig wie ein Handy mit 3 % Akku – also nicht besonders 😉. Chronischer Schlafmangel erhöht sogar das Risiko für Erkrankungen wie Alzheimer.
❌ Hormon-Chaos & Gewichtszunahme: Schlafmangel lässt das Stresshormon Cortisol steigen und das Sättigungshormon Leptin sinken – und diese Kombi führt zu Heißhunger. Besonders Kohlenhydrate und Zucker stehen dann ganz oben auf der Wunschliste. Mehr über den Zusammenhang zwischen „Schlaf und Gewicht“ finden Sie in diesem Blog-Artikel.
❌ Ein geschwächtes Immunsystem: Zu wenig Schlaf legt sie die Abwehrkräfte lahm, sodass der Körper ein einfaches Ziel für Infekte wird. Langfristig kann ein dauerhaft geschwächtes Immunsystem die Wundheilung verlangsamen und sogar das Risiko für Autoimmunerkrankungen erhöhen.
❌ Herz-Kreislauf-Erkrankungen: Chronischer Schlafmangel beeinflusst das Herz-Kreislauf-System. Der Blutdruck steigt, die Herzfrequenz wird unregelmäßiger und das Risiko für Herzinfarkte und Schlaganfälle nimmt zu.
❌ Psychische Probleme: Schlaf ist der natürliche Reset-Knopf für unsere Emotionen. Wer ihn regelmäßig drückt, startet ausgeglichener in den Tag. Schlafmangel hingegen macht reizbar und erhöht das Risiko für Angstzustände und Depressionen.
Wie viele Stunden Schlaf pro Nacht Sie brauchen? Alle Infos dazu entdecken Sie in diesem Blog-Beitrag.
Warum kann man Schlaf nicht nachholen?
Grund 1: Alle Schlafphasen müssen durchlaufen werden
Schlaf läuft in festen Schlafphasen ab (lesen Sie hier mehr über die einzelnen Abschnitte). Besonders der Tiefschlaf ist entscheidend für die Erholung. Wer nur 4 Stunden schläft, kann die wichtigen Schlafphasen nicht komplett ausnutzen. Das ist dann so, als würde man ein wichtiges Update einfach abbrechen und nicht vervollständigen.
Grund 2: Ausschlafen bringt die innere Uhr durcheinander
Unser Körper ist ein Gewohnheitstier. Wer unter der Woche früh aufsteht und dann am Wochenende bis mittags schläft, bringt seinen zirkadianen Rhythmus ins Stolpern. Die Folge: Sonntagabend liegt man wach und Montag startet man wieder mit einem Schlafdefizit. Der Kreislauf wiederholt sich.
Grund 3: Der Hormonhaushalt braucht Regelmäßigkeit
Hormonelle Störungen lassen sich nicht einfach durch ein paar lange Nächte ausbügeln – der Körper bleibt in einem Ungleichgewicht. Nur mit konstantem, regelmäßigen Schlaf kann der Hormonhaushalt wie am Schnürchen arbeiten.
Grund 4: Verpasste Regeneration bleibt verpasst
Verpasste Regeneration kann man nicht einfach nachholen. Entzündungen bleiben länger im Körper, das Immunsystem läuft auf Sparflamme und der Körper bleibt im Stressmodus.
➡️ Vergessen Sie also besser die Idee, Schlaf nachholen zu wollen. Wer fit und leistungsfähig bleiben will, sollte lieber jeden Tag genug schlafen, statt auf das große „Ausschlaf-Wochenende“ zu setzen. Die beste Lösung ist es deshalb, zum Detektiv bei den eigenen Schlafgewohnheiten zu werden, „Fehler“ zu finden und diese zu lösen.
Schlafmangel vorbeugen: Gewohnheiten sind der Schlüssel
Tipp 1: „Eine Stunde vorher“ statt „Eine Stunde früher“
Wenn Sie sich vornehmen, früher ins Bett zu gehen, klappt das oft nicht. Probieren Sie es deshalb mal damit: Setzen Sie sich eine Regel, was eine Stunde vor dem Schlafen nicht mehr passieren soll. Kein Handy? Kein Fernsehen? Keine Arbeit? Finden Sie eine Sache, die Sie abends aus dem Programm streichen können.
Tipp 2: Führen Sie ein Schlaftagebuch
Viele Menschen wissen gar nicht genau, warum sie schlecht schlafen oder zu spät ins Bett gehen. Um das herauszufinden, hilft ein einfacher Trick.
Schreiben Sie eine Woche lang jeden Morgen auf:
👉 Wann bin ich ins Bett gegangen?
👉 Wann bin ich wirklich eingeschlafen?
👉 Wie oft war ich nachts wach?
👉 Wie habe ich mich beim Aufstehen gefühlt?
👉 Warum bin ich so spät ins Bett gegangen?
Nach ein paar Tagen erkennen Sie ein Muster. Wenn Sie wissen, wo das Problem liegt, können Sie gezielt daran arbeiten.
Tipp 3: Experimentieren Sie mit Licht
Licht steuert den Schlaf-Wach-Rhythmus mehr, als Sie denken. Schlafexperten empfehlen, das gezielt zu nutzen:
👉 Morgens: Stellen Sie sich direkt nach dem Aufstehen für 5 Minuten ans Fenster oder gehen Sie nach draußen (zum Beispiel auf den Balkon). Tageslicht unterdrückt Melatonin und macht Sie wacher.
👉 Abends: Setzen Sie eine Stunde vor dem Schlafengehen auf warmes Licht (z. B. von einem Dimmer oder einer Salzlampe). Licht mit längerer Wellenlänge (warmes Licht) fördert die Melatoninproduktion und hilft dem Körper, müde zu werden. Kurzwelliges Blaulicht (kaltes Licht) hemmt das Schlafhormon.
Tipp 4: Machen Sie Ihr Bett ausnahmslos zum Schlafbereich
Ihr Gehirn verknüpft Orte mit Gefühlen. Wenn Ihr Bett chaotisch, unbequem oder mit Bildschirm-Zeit verbunden ist, wird es schwer, dort wirklich zur Ruhe zu kommen. Deshalb sollte Ihr Schlafbereich signalisieren: „Hier schlafe ich richtig gut.“
👉 Investieren Sie in eine gute Matratze & Bettwaren: Wenn Sie morgens verspannt aufwachen oder sich im Bett nicht richtig wohlfühlen, könnten Ihre Matratze, die Decke oder Ihr Kissen das Problem sein.
👉 Nutzen Sie natürliche Materialien: Bettwäsche aus Baumwolle, Hanf oder Tencel fühlt sich frischer an und sorgt für ein besseres Hautgefühl. Synthetik kann schnell schwitzig und unangenehm werden.
👉 Wechseln Sie regelmäßig die Bettwäsche: Frisch gewaschene Laken und Kissenbezüge vermitteln automatisch ein sauberes, entspannendes Gefühl – und Ihr Gehirn merkt sich: „Ist schön hier!.“
👉 Gestalten Sie Ihr Schlafzimmer bewusst ruhig: Keine zu grellen Farben, keine chaotischen Ecken. Ihr Schlafraum sollte sich beruhigend anfühlen, nicht wie eine zweite Arbeitsecke.
Tipp 5: Hinterfragen Sie Ihre Abendroutine
Gehen Sie abends ins Bett, weil Sie wirklich müde sind oder weil Sie „halt müssen“? Dann probieren Sie mal, Ihr abendliches Verhalten genauer unter die Lupe zu nehmen.
👉 Was mache ich in der letzten Stunde vor dem Schlafen?
👉 Gibt es etwas, das mich wach hält, obwohl ich längst schlafen könnte?
👉 Gibt es eine unbewusste Routine (z. B. Instagram, Netflix, Verpflichtungen, Geräusche), die mich immer länger wach hält?
Tipp 6: Morgens kein „langsam wach werden“
Wie oft bleibt man morgens noch im Bett liegen, scrollt durch Social Media oder starrt einfach ins Leere, um „wach zu werden“? Klingt entspannt, macht das Aufstehen aber nur schwerer. Testen Sie stattdessen einmal das:
👉 Direkt nach dem Weckerklingeln aufstehen. Kein Snoozen.
👉 Sich 30 Sekunden lang strecken. Das Fenster öffnen.
👉 Ein Glas lauwarmes Wasser trinken. Und dann zu der Lieblingsplaylist tanzen oder eine Runde Yoga machen.
Kann man Schlaf nachholen? Nein. Aber Sie können Ihre Schlafgewohnheiten ändern.
Dass man Schlaf nachholen kann, ist eine von vielen Schlafmythen. Aber statt im Alltag auf Sparflamme zu laufen und am Wochenende nachzulegen, ist es klüger, die eigenen Schlafgewohnheiten unter die Lupe zu nehmen und diesen Bereich zu verbessern. Regelmäßige Schlafzeiten, eine gesunde Schlafumgebung und eine entspannte Abendroutine helfen mehr als jede (nachträgliche) Ausschlaf-Session.